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UNTERLASSUNGS- UND VERPFLICHTUNGSERKLÄRUNG

Hilfen helfen nicht, Gastronomie in Alarmstimmung

Ein weiterer Lockdown wäre für 70 Prozent der Gaststättenbetreiber verheerend, warnt Finanzombudsmann. Betriebe bräuchten längere Kreditlaufzeiten statt Staatshilfen

Luise Ungerboeck 9. November 2021

Leere Tische und Betten bei einem neuerlichen Lockdown würden für viele Gaststätten das Aus bedeuten. Selbst vor der Krise gesunde Betriebe können gestundete Schulden kaum abstottern.

Wien – Die Angst geht um in der Wirtschaft. Allen voran Gaststätten und Restaurants, also Klein- und Mittelbetriebe, fürchten einen neuerlichen Lockdown.

Der Grund: Die Unternehmen haben bereits jetzt Riesenprobleme, die Berge an gestundeten Steuer- und Sozialversicherungsbeiträgen abzutragen und mit ihren Hausbanken längere Laufzeiten für Investitions- und Überbrückungsredite zu vereinbaren.

Jede weitere Maßnahme, die Umsatzerlöse wegbrechen lässt, verschärfe diese Problematik zusätzlich, warnt Gerald Zmuegg vom Beratungsunternehmen Finanzombudsteam, die KMU im Umgang mit ihren Hausbanken berät. „Wenn die Politik einen weiteren Lockdown verordnet, schaufelt sie für rund 70 Prozent der Gastgewerbebetriebe in Österreich das Grab.“

Staatshilfen helfen nicht
Denn das Grundproblem sei längst virulent, dagegen helfen neuerliche Staatshilfen nicht. „Wir brauchen gesetzliche Richtlinien, die es der Förderbank AWS und der Tourismusbank ÖHT ermöglichen, die Haftungslaufzeiten und damit die Tilgungsdauer von Überbrückungskrediten bei den Banken zu strecken.“

Ein bis drei Jahre Laufzeit, wie bei Stundungen und Tilgungen derzeit vorgesehen, reichen nicht, es müssten sieben oder zehn sein, sagt Zmuegg mit Verweis auf eine vom Beratungsunternehmen durchgeführte Auswertung von 535 Unternehmen, vornehmlich in Ostösterreich und in den Branchen Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel.

Schuldenberge wachsen …
Das Ergebnis: Die Schulden der Unternehmen pro Million Euro Umsatz sind in der Coronakrise im Schnitt um 260.000 Euro gestiegen – im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019, wohlgemerkt. Wesentliche Brocken dabei sind Steuern, Sozialversicherung, die auf ein Jahr und Überbrückungskredite, die auf drei Jahre zurückzuzahlen sind.

Was Unternehmen heutzutage attraktiv macht
…und was das mit der Personalsuche zu tun hat.

… auch ohne neuen Lockdown
Fazit: Selbst wenn im „Best Case“ 2022 das Ergebnis nur um 10 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau schrumpfen würde, entsteht gegenüber 2019 eine Lücke für die Rückführung der angehäuften Schulden von rund 40.000 Euro, rechnet Zmuegg vor.

Die Hausbanken sind diesbezüglich in einem Zielkonflikt, weil mit den notwendigen längeren Laufzeiten die Risikokosten steigen. Stimmen sie einer Laufzeitverlängerung zu, steigen zwar ihre Zinserträge, aber sie müssen ihre Risikovorsorgen erhöhen.

Es geht um geschätzt 35.000 Unternehmen in Österreich mit einem Obligo von sieben Milliarden Euro an Überbrückungskrediten – das schlägt sich früher oder später als Budgetloch nieder. (Luise Ungerboeck, 9.11.2021)

Quelle: derstandard.at https://www.derstandard.at/story/2000131002851/hilfen-helfen-nicht-gastronomie-in-alarmstimmung